Donnerstag, 21. Januar 2010

21. Tag, 3. Winter

Die beiden letzten Tage waren anstrengend und haben mich meine ganze Kraft gekostet. Es geht ihm nicht gut und mir fällt wieder ein, warum ich so viel Zeit mit ihm verbracht habe - einfach nur um zu erfahren warum es ihm schlecht geht und zu versuchen, diese Informationen aus ihm herauszuquetschen.
Es erfüllt mich mit Glückseligkeit, wenn er hinterher schreibt, dass es ihm etwas besser geht und noch mehr freue ich mich dann, wenn er von selbst ein "Ich liebe dich" herausbekommt, ohne dass ich ihn vorher dazu auffordern muss.

Er macht sich sehr viele Sorgen, mit meinem erneuten Auftauchen kam nicht nur Zuversicht und Hoffnung für ihn auf - nein, seit jeher bin ich Eduard's Hoffnung und auch seine Verzweiflung.

Um seinen inneren Konflikt zu verstehen, versuche ich einfach seine Sorgen zu schildern.
Er, der mich liebt und mich heiraten will, möchte für mich sorgen, ganz dem Bild seiner Gesellschaft entsprechen und er will dass sich seine Frau und die zukünftigen Kinder auf ihn verlassen können. Er will, dass ich dem Bild der typischen Hausfrau entspreche, dass ich zwar unabhängig im Haushalt, aber abhängig von seinem Geld bin.
Er sieht dabei jedoch nicht das Glück, was wir beide gerade in diesen Momenten teilen, wenn wir zusammen sind - er sieht immer nur nach vorne, sieht sich als Versager auf ganzer Linie und sorgt sich um das Geld, das Haus und die Kinder welche noch nicht einmal existieren.
Er will mich nicht hängen lassen und würde mich lieber aufgeben, als mich zu enttäuschen. Er will gleichzeitig mich nicht verlieren und empfindet es als höchstes Glück, so geliebt zu werden, wie er es durch mich erfährt. Gesellschaftlicher Zwang und persönliche Ziele konfrontieren miteinander und wirken auf ihn ein. Und ihn, der eine schwache Psyche besitzt, stürzt das natürlich in Verzweiflung und es entwickelt sich Hass gegen mich und alle anderen Menschen seiner Umwelt. In Situationen in denen es ihm schlecht geht, steht unsere Beziehung immer auf Messer's Schneide. Egal, ob ich der Auslöser dafür bin, oder nicht.

Die sensibelsten und emotionalsten Sätze findet er sowieso, wenn ich es nicht erwarte.
"Danke dass du mich so sehr liebst!" meinte er letztens und machte mich damit sprachlos.

Meine ganze Kraft opfer ich also zur Zeit nur, um ihm zu zuhören, ihn zu verstehen, ihm alles zu erklären, ihm neue Perspektiven zu geben und ihn glücklich zu machen.

Leider muss ich mir auch eingestehen, dass ich ein Mittel entdeckt habe, ihn immer umzustimmen, ihn immer an mich zu binden, egal in welch verzweifelter Situation er sich grad befindet - eine bestimmte Geste, eine gewisse Andeutung und ich kann ihn umstimmen. Er ist halt doch nur ein Mann...

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